Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen gezeigt.
Beide Seiten der vorigen RevisionVorhergehende ÜberarbeitungNächste Überarbeitung | Vorhergehende ÜberarbeitungNächste ÜberarbeitungBeide Seiten der Revision | ||
kliff:kliff [18.03.2012 12:45] – [Einblick] udo | kliff:kliff [18.03.2012 21:36] – Als Tabelle formatiert arno | ||
---|---|---|---|
Zeile 3: | Zeile 3: | ||
====== Das Brandungskliff bei Eckelsheim ====== | ====== Das Brandungskliff bei Eckelsheim ====== | ||
- | **(derzeit nicht zugänglich)** | + | ** Achtung: das Brandungskliff ist derzeit nicht zugänglich. ** |
- | + | ||
- | + | ||
- | Bildunterschriften | + | |
- | + | ||
- | {{: | + | |
- | Bild 1: Luftbild des gesamten Kliffkomplexes. | + | |
- | + | ||
- | {{: | + | |
- | Bild 2: Etwas links der Bildmitte erkennt man die von oben nach unten verlaufende Störung, welche das Kliff nach Norden hin begrenzt. | + | |
- | + | ||
- | {{: | + | |
- | Bild 3: Im Vordergrund ist eine Brandungshohlkehle ausgebildet, | + | |
- | + | ||
- | {{: | + | |
- | Bild 4: Detailaufnahmen der Brandungsplattform. Im Vordergrund sind in den Fels eingeschliffenen Rippelmarken erkennbar und an der Basis der aufsteigenden Felsen eine Brandungshohlkehle. Der Hammer auf den Felsen links hinten dient, wie auch auf den folgenden Bildern zu sehen ist, als Maßstab. | + | |
- | + | ||
- | {{: | + | |
- | Bild 5: In der Bildmitte ist eine tiefe Rinne zu sehen, welche durch abfließenden Rückstrom ausgefräst wurde. | + | |
- | + | ||
- | {{: | + | |
- | Bild 6: Die selbe Rinne wie in Bild 5 in Schrägansicht. Eine weitere Rinne wurde in der dahinter aufsteigenden Felswand gebildet. | + | |
- | + | ||
- | {{: | + | |
- | Bild 7: Ein entlang einer Kluft angelegter Kolk mit „Wasserstandmarken“, | + | |
- | + | ||
- | {{: | + | |
- | Bild 8: Detailansicht einer Brandungshohlkehle. | + | |
- | + | ||
- | {{: | + | |
- | Bild 9: Stufenartig angeordnete kleinere Brandungshohlkehlen, | + | |
- | + | ||
- | {{: | + | |
- | Bild 10: Im Vordergrund die selben Hohlkehlen wie in Bild 9, welche jedoch aus einer veränderten Perspektive einen anderen Eindruck vermitteln. | + | |
- | + | ||
- | {{: | + | |
- | Bild 11: Kleinere Abflussrinnen und Strudellöcher in der glattgeschliffenen Kliffoberfläche. | + | |
- | + | ||
- | {{: | + | |
- | Bild 12: Blick auf die Südwestecke des Kliffs mit ausgeprägten Hohlkehlen. Darüber ist eine löchrige Felsoberfläche zu sehen, die möglicherweise von Algenbewuchs verursacht wurde. | + | |
- | + | ||
- | {{: | + | |
- | Bild 13: Detailansicht der Felsoberfläche mit autoklastischem Rhyolith (s. Kapitel Grundgebirge des Steigerbergs). | + | |
- | + | ||
- | {{: | + | |
- | Bild 14: Oberflächennahe Verwitterungserscheinungen durch Frosteinwirkung. | + | |
- | + | ||
- | {{: | + | |
- | Bild 15: Im November 2002 wurde das Kliff mit einer Sandschicht zum Schutz gegen Frostverwitterung überdeckt. | + | |
- | + | ||
- | {{: | + | |
- | Bild 16: In einem kreisrunden Strudelloch spiegelt sich ein kleiner Hoffnungsschimmer auf eine neue Präsentation des Brandungskliffs. | + | |
+ | ||{{: | ||
+ | ||{{: | ||
+ | ||{{: | ||
+ | ||{{: | ||
+ | ||{{: | ||
+ | ||{{: | ||
+ | ||{{: | ||
+ | ||{{: | ||
+ | ||{{: | ||
+ | ||{{: | ||
+ | ||{{: | ||
+ | ||{{: | ||
+ | ||{{: | ||
+ | ||{{: | ||
+ | ||{{: | ||
+ | ||{{: | ||
===== Einblick ===== | ===== Einblick ===== | ||
Zeile 67: | Zeile 32: | ||
Die außergewöhnliche Bedeutung des etwa 30 Mio. Jahre alten Kliffs liegt in seiner Größe und in der Vielfalt seiner Brandungsspuren begründet. Bisher ist weltweit kein vergleichbares Objekt bekannt. | Die außergewöhnliche Bedeutung des etwa 30 Mio. Jahre alten Kliffs liegt in seiner Größe und in der Vielfalt seiner Brandungsspuren begründet. Bisher ist weltweit kein vergleichbares Objekt bekannt. | ||
- | {{: | + | {{: |
===== Küstengesteine ===== | ===== Küstengesteine ===== | ||
Zeile 85: | Zeile 50: | ||
Bereits vor etwa 35 Mio. Jahren hatte ein erster kurzzeitiger Meeresvorstoß Teile des Mainzer Beckens von Süden her erreicht. Etwas später ging vor etwa 30 Mio. Jahren mit einer verstärkten Absenkungsphase des Oberrheingrabens und des Mainzer Beckens gleichzeitig ein weltweit nachweisbarer Meeresspiegelanstieg von statten. Das Meer hatte das norddeutsche Tiefland bis zu den Mittelgebirgen überflutet. Auf der Linie Kassel - Frankfurt drang es über die sogenannten Hessische Straße bis in den Oberrheingraben und in das Mainzer Becken vor. Zumindest zeitweise bestand im Süden des Grabens wohl auch eine Verbindung zum Molasse-Meer des Alpenvorlandes und möglicherweise auch zum Rhonegraben. | Bereits vor etwa 35 Mio. Jahren hatte ein erster kurzzeitiger Meeresvorstoß Teile des Mainzer Beckens von Süden her erreicht. Etwas später ging vor etwa 30 Mio. Jahren mit einer verstärkten Absenkungsphase des Oberrheingrabens und des Mainzer Beckens gleichzeitig ein weltweit nachweisbarer Meeresspiegelanstieg von statten. Das Meer hatte das norddeutsche Tiefland bis zu den Mittelgebirgen überflutet. Auf der Linie Kassel - Frankfurt drang es über die sogenannten Hessische Straße bis in den Oberrheingraben und in das Mainzer Becken vor. Zumindest zeitweise bestand im Süden des Grabens wohl auch eine Verbindung zum Molasse-Meer des Alpenvorlandes und möglicherweise auch zum Rhonegraben. | ||
Im Laufe der Überflutungsphase wurde das Areal zwischen den heutigen Städten Alzey und Bad Kreuznach zur Küstenregion. Mit dem Anstieg des Meeresspiegels und der gleichzeitigen Absenkung des Mainzer Beckens entstanden zwei gegenläufige Bewegungen, welche die Überflutung der Landschaft beschleunigten. Aus den durch die Erosion isolierten Rhyolith-Monolithen entstanden Inseln, die der Festlandsküste vorgelagert waren. Ein neues Element mitsamt seiner Dynamik gab in der Region jetzt den Ton an: Das Meer. Im übertragenen Sinn könnte man die neuen Verhältnisse unter dem Begriff „Thalassokratie“ zusammenfassen. Nicht im historischen Sinne als die Seeherrschaft über dem Meer, sondern im geologischen Sinne als die Herrschaft des Meeres über die Region. Das Meer war nun die formende, wie auch die zerstörerische Kraft, welche vor etwa 30 Mio. Jahren die Landschaft gestaltete. Verwitterungsschutt ist in Verbindung mit anbrandenden Wellen ein geeignetes Schleifmittel, | Im Laufe der Überflutungsphase wurde das Areal zwischen den heutigen Städten Alzey und Bad Kreuznach zur Küstenregion. Mit dem Anstieg des Meeresspiegels und der gleichzeitigen Absenkung des Mainzer Beckens entstanden zwei gegenläufige Bewegungen, welche die Überflutung der Landschaft beschleunigten. Aus den durch die Erosion isolierten Rhyolith-Monolithen entstanden Inseln, die der Festlandsküste vorgelagert waren. Ein neues Element mitsamt seiner Dynamik gab in der Region jetzt den Ton an: Das Meer. Im übertragenen Sinn könnte man die neuen Verhältnisse unter dem Begriff „Thalassokratie“ zusammenfassen. Nicht im historischen Sinne als die Seeherrschaft über dem Meer, sondern im geologischen Sinne als die Herrschaft des Meeres über die Region. Das Meer war nun die formende, wie auch die zerstörerische Kraft, welche vor etwa 30 Mio. Jahren die Landschaft gestaltete. Verwitterungsschutt ist in Verbindung mit anbrandenden Wellen ein geeignetes Schleifmittel, | ||
- | Die glattgeschliffene, | + | Die glattgeschliffene, |
- | {{: | + | {{: |
- | {{: | + | {{: |
- | {{: | + | {{: |
Es drängt sich die Frage auf, wie sich in einem kleinen Nebenmeer wie dem Mainzer Becken eine derartige Hochenergieküste ausbilden konnte. Wenn wir von der Voraussetzung ausgehen, dass im Süden des Oberrheingrabens zumindest zeitweise eine Verbindung zum Molassemeer des Alpenvorlandes (Paratethys) bestand, was von einigen Geologen angezweifelt wird, müssen wir mit Ausgleichsströmungen rechnen. Zwar herrschte in Mitteleuropa zur Zeit des Oligozän ein subtropisch-feuchtes Klima, dennoch war das damalige Nordmeer (Boreal-Meer) kühler als die Paratethys im Süden. Vermutlich bildeten sich in der sich diagonal durch Mitteleuropa erstreckenden Meeresstraße Temperaturschichtungen im Meerwasser, in dem die kühleren Wassermassen aus Norden nahe am Meeresboden in Richtung Süden strömten, während warmes Paratethys-Wasser oberflächenah nach Norden floss. Ohne eine durchgehende Verbindung hätten sich wohl kaum stärkere Strömungen entwickelt. In der im Schnitt etwa 30 km breiten Meeresverbindung könnten sich zwischen dem Borealmeer und der Paratethys sicherlich auch Gezeiten analog zum heutigen Ärmelkanal aufgebaut haben, welche die Strömungen vermutlich verstärkt hätten. Ohne eine Verbindung nach Süden wäre ein Gezeiteneinfluss vermutlich noch geringer ausgefallen als in der heutigen Ostsee. Setzen wir also voraus, die Verbindung zwischen dem Borealmeer im Norden und der Paratethys im Süden hätte zumindest zeitweise bestanden. Dann kann man sich vorstellen, dass in der trichterförmigen Ausweitung des Mainzer Beckens ein Teil der warmen, gezeitengestützten Strömung aus Süden nun entlang dem Taunus-Südrand nach Westen abgelenkt wurde und einen dem Uhrzeigersinn gegenläufig gerichteten Verlauf nahm. Über das heutige Bad Kreuznach wurde die Strömung auf eine Kreisbahn mit Kurs auf die Inseln geleitet. Durch die Meerengen zwischen Hornberg-Insel, | Es drängt sich die Frage auf, wie sich in einem kleinen Nebenmeer wie dem Mainzer Becken eine derartige Hochenergieküste ausbilden konnte. Wenn wir von der Voraussetzung ausgehen, dass im Süden des Oberrheingrabens zumindest zeitweise eine Verbindung zum Molassemeer des Alpenvorlandes (Paratethys) bestand, was von einigen Geologen angezweifelt wird, müssen wir mit Ausgleichsströmungen rechnen. Zwar herrschte in Mitteleuropa zur Zeit des Oligozän ein subtropisch-feuchtes Klima, dennoch war das damalige Nordmeer (Boreal-Meer) kühler als die Paratethys im Süden. Vermutlich bildeten sich in der sich diagonal durch Mitteleuropa erstreckenden Meeresstraße Temperaturschichtungen im Meerwasser, in dem die kühleren Wassermassen aus Norden nahe am Meeresboden in Richtung Süden strömten, während warmes Paratethys-Wasser oberflächenah nach Norden floss. Ohne eine durchgehende Verbindung hätten sich wohl kaum stärkere Strömungen entwickelt. In der im Schnitt etwa 30 km breiten Meeresverbindung könnten sich zwischen dem Borealmeer und der Paratethys sicherlich auch Gezeiten analog zum heutigen Ärmelkanal aufgebaut haben, welche die Strömungen vermutlich verstärkt hätten. Ohne eine Verbindung nach Süden wäre ein Gezeiteneinfluss vermutlich noch geringer ausgefallen als in der heutigen Ostsee. Setzen wir also voraus, die Verbindung zwischen dem Borealmeer im Norden und der Paratethys im Süden hätte zumindest zeitweise bestanden. Dann kann man sich vorstellen, dass in der trichterförmigen Ausweitung des Mainzer Beckens ein Teil der warmen, gezeitengestützten Strömung aus Süden nun entlang dem Taunus-Südrand nach Westen abgelenkt wurde und einen dem Uhrzeigersinn gegenläufig gerichteten Verlauf nahm. Über das heutige Bad Kreuznach wurde die Strömung auf eine Kreisbahn mit Kurs auf die Inseln geleitet. Durch die Meerengen zwischen Hornberg-Insel, | ||
„Fußnote“ | „Fußnote“ | ||
Zeile 100: | Zeile 65: | ||
Die generelle Gesteinszusammensetzung und Genese des Rhyoliths wurde bereits oben beschrieben. Der Steigerberg-Rhyolith unterscheidet sich allerdings in seiner Struktur wesentlich von den übrigen | Die generelle Gesteinszusammensetzung und Genese des Rhyoliths wurde bereits oben beschrieben. Der Steigerberg-Rhyolith unterscheidet sich allerdings in seiner Struktur wesentlich von den übrigen | ||
- | Tektonik | + | ===== Tektonik |
Im Jahr 1997 waren an der Südbegrenzung des Kliffs im gleichen Höhenniveau rotbraun-violettfarbene Ton- und Schluffsteine aus der Zeit des Rotliegend aufgeschlossen. In den folgenden Monaten wurden sie durch Auffüllmaterial überdeckt. Wie bereits erwähnt, stellen die Rotliegend-Sedimente die tiefere Unterlage des Kliff-Rhyoliths dar. Wird ein ursprünglich tiefer liegendes Gesteinspaket in das gleiche Niveau wie ein darüber liegendes Gestein angehoben, muss zwischen beiden eine Störung, bzw. ein Bruch vorhanden sein, an dem ein Versatz stattgefunden hat. Ein solcher Vorgang hat sich am Südende des Kliffs abgespielt. Am Nordende des Kliffs war der Rhyolith durch eine Störung, wie mit einem Messer gezogen, geradlinig abgeschnitten (Bild 2). Nördlich der Störung war kein anstehender Rhyolith mehr vorhanden. Vermutlich hätte man ihn anhand einer Bohrung in einigen Metern Tiefe antreffen können. Stattdessen lag im Niveau der unteren Brandungsplattform eine Schutt-Schlamm-Ablagerung (Olistostrom), | Im Jahr 1997 waren an der Südbegrenzung des Kliffs im gleichen Höhenniveau rotbraun-violettfarbene Ton- und Schluffsteine aus der Zeit des Rotliegend aufgeschlossen. In den folgenden Monaten wurden sie durch Auffüllmaterial überdeckt. Wie bereits erwähnt, stellen die Rotliegend-Sedimente die tiefere Unterlage des Kliff-Rhyoliths dar. Wird ein ursprünglich tiefer liegendes Gesteinspaket in das gleiche Niveau wie ein darüber liegendes Gestein angehoben, muss zwischen beiden eine Störung, bzw. ein Bruch vorhanden sein, an dem ein Versatz stattgefunden hat. Ein solcher Vorgang hat sich am Südende des Kliffs abgespielt. Am Nordende des Kliffs war der Rhyolith durch eine Störung, wie mit einem Messer gezogen, geradlinig abgeschnitten (Bild 2). Nördlich der Störung war kein anstehender Rhyolith mehr vorhanden. Vermutlich hätte man ihn anhand einer Bohrung in einigen Metern Tiefe antreffen können. Stattdessen lag im Niveau der unteren Brandungsplattform eine Schutt-Schlamm-Ablagerung (Olistostrom), | ||
- | Fossilien | + | ===== Fossilien |
Mit dem Meer kam auch seine Gefolgschaft. Die größten Meeresbewohner im Mainzer Becken dürften Haie gewesen sein. Ein in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts von Herrn Adam aus Eckelsheim, dem damaligen Besitzer der Kiesgrube, gefundener Haizahn weist eine Kantenlänge von 10 cm auf. Es handelt sich um einen Frontzahn aus dem Gebiss der fossilen Haiart Carcharocles angustidens (lat. angustus = schmal, eng, dens = Zahn, was soviel bedeutet wie „Schmalzahn“). Stellt man die Zahngröße heutiger Haie in Relation zu ihrer Körperlänge, | Mit dem Meer kam auch seine Gefolgschaft. Die größten Meeresbewohner im Mainzer Becken dürften Haie gewesen sein. Ein in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts von Herrn Adam aus Eckelsheim, dem damaligen Besitzer der Kiesgrube, gefundener Haizahn weist eine Kantenlänge von 10 cm auf. Es handelt sich um einen Frontzahn aus dem Gebiss der fossilen Haiart Carcharocles angustidens (lat. angustus = schmal, eng, dens = Zahn, was soviel bedeutet wie „Schmalzahn“). Stellt man die Zahngröße heutiger Haie in Relation zu ihrer Körperlänge, | ||
In den Küstensedimenten des Steigerbergs wurden Reste von Balaniden (Seepocken), | In den Küstensedimenten des Steigerbergs wurden Reste von Balaniden (Seepocken), | ||
Zeile 110: | Zeile 77: | ||
In der vorspringenden Kiesgrubenwand nördlich des Brandungkliffs fallen zahlreiche röhrenförmige Hohlräume auf. Häufig werden sie von Dohlen und anderen Vögeln zu Bruthöhlen ausgeweitet. Ursprünglich entstanden die Hohlräume durch gestrandete Treibhölzer, | In der vorspringenden Kiesgrubenwand nördlich des Brandungkliffs fallen zahlreiche röhrenförmige Hohlräume auf. Häufig werden sie von Dohlen und anderen Vögeln zu Bruthöhlen ausgeweitet. Ursprünglich entstanden die Hohlräume durch gestrandete Treibhölzer, | ||
- | Das Sediment | + | ===== Das Sediment |
Im Kapitel „Meer“ wurde bereits der die Rhyolith-Areale überdeckende Verwitterungsschutt angesprochen, | Im Kapitel „Meer“ wurde bereits der die Rhyolith-Areale überdeckende Verwitterungsschutt angesprochen, | ||
In der Zeit, in der das Kliff noch freilag, konnte man erkennen, dass in Verlängerung der großen Brandungsplattform die Sand-Geröll-Wechsellagen in den Kiesgrubenwänden zunächst nur leicht zum Meer hin geneigt waren. Man kann somit von einem flachen Strand ausgehen, der erst in einer Entfernung von etwa 50 Metern zum Meer hin steiler abfiel. In mehreren Kies- und Sandhorizonten waren flache, teilweise mehrere Meter breite Rinnen ausgebildet, | In der Zeit, in der das Kliff noch freilag, konnte man erkennen, dass in Verlängerung der großen Brandungsplattform die Sand-Geröll-Wechsellagen in den Kiesgrubenwänden zunächst nur leicht zum Meer hin geneigt waren. Man kann somit von einem flachen Strand ausgehen, der erst in einer Entfernung von etwa 50 Metern zum Meer hin steiler abfiel. In mehreren Kies- und Sandhorizonten waren flache, teilweise mehrere Meter breite Rinnen ausgebildet, | ||
Mit dem Anstieg des Meeresspiegels bzw. der Absenkung des Landes wurden immer höhere Bereiche der Inseln und des Festlandes in das Malwerk der Brandung einbezogen. Ab einem gewissen Zeitpunkt waren die Felsen des Kliff soweit unterhalb der Brandung abgesunken, dass sie nun von Sedimenten aus höheren Strandniveaus das Kliff überschüttet wurden. Mit dem weiteren Voranschreiten des Meeresspiegelanstiegs war letztendlich der gesamte Steigerberg überflutet. Gut gerundete Gerölle auf höchster Ebene des Steigerbergs belegen diesen Vorgang. | Mit dem Anstieg des Meeresspiegels bzw. der Absenkung des Landes wurden immer höhere Bereiche der Inseln und des Festlandes in das Malwerk der Brandung einbezogen. Ab einem gewissen Zeitpunkt waren die Felsen des Kliff soweit unterhalb der Brandung abgesunken, dass sie nun von Sedimenten aus höheren Strandniveaus das Kliff überschüttet wurden. Mit dem weiteren Voranschreiten des Meeresspiegelanstiegs war letztendlich der gesamte Steigerberg überflutet. Gut gerundete Gerölle auf höchster Ebene des Steigerbergs belegen diesen Vorgang. | ||
- | ==== Klima ==== | + | ===== Klima ===== |
Wir können davon ausgehen, dass während der Zeit des Oligozän in Mitteleuropa ein subtropisches, | Wir können davon ausgehen, dass während der Zeit des Oligozän in Mitteleuropa ein subtropisches, | ||
- | ==== Die Folgezeit ==== | + | ===== Die Folgezeit |
Mit dem Anstieg des Meeresspiegels griff das Meer immer weiter auf das Festland über. So kam auch ein verstärkter Sedimenteintrag durch Flüsse ins Meer. Höhere Niederschläge verstärkten möglicherweise auch die Erosion auf dem Festland. Sedimente wie die Tonmergel, welche in Wöllstein von der Fa. JUWÖ für die Herstellung von Ziegel gewonnen werden, belegen, dass im Zeitalter des sogenannten Schleichsandes Feinsande und Silt mitsamt der Tontrübe aus dem damaligen Schweizer Alpengebiet weit ins offene, durch Süßwassereinfluss inzwischen brackische Meer transportiert wurden. Nach und nach wurden die Meeresbecken mit Sedimenten aufgefüllt Über den Schleichsand-Sedimenten folgte der Cyrenenmergel, | Mit dem Anstieg des Meeresspiegels griff das Meer immer weiter auf das Festland über. So kam auch ein verstärkter Sedimenteintrag durch Flüsse ins Meer. Höhere Niederschläge verstärkten möglicherweise auch die Erosion auf dem Festland. Sedimente wie die Tonmergel, welche in Wöllstein von der Fa. JUWÖ für die Herstellung von Ziegel gewonnen werden, belegen, dass im Zeitalter des sogenannten Schleichsandes Feinsande und Silt mitsamt der Tontrübe aus dem damaligen Schweizer Alpengebiet weit ins offene, durch Süßwassereinfluss inzwischen brackische Meer transportiert wurden. Nach und nach wurden die Meeresbecken mit Sedimenten aufgefüllt Über den Schleichsand-Sedimenten folgte der Cyrenenmergel, | ||
- | ==== Entdeckung ==== | + | ===== Entdeckung |
Eine der Hauptaufgaben des Landesamtes für Geologie und Bergbau ist die Erstellung von geologischen Karten. Die Kartierung von Blatt Kriegsfeld im Maßstab 1 : 25 000 als Anschluss an das bereits publizierte Blatt Alzey war eines der Projekte. Das Blatt Kriegsfeld hat in etwa die Eckpunkte Eckelsheim - Ebernburg - Gaugrehweiler – Oberwiesen. Im Rahmen der Geländearbeiten stellte die auf Blatt Kriegsfeld liegende Kiesgrube am Steigerberg ein wissenschaftlich wertvolles Fenster in die Erdgeschichte dar, in dem die Küstensedimente in besonderer Weise aufgeschlossen waren. Im Sommer 1997 konnte man infolge des fortgeschrittenen Kiesabbaus an wenigen Stellen einzelne glattgeschliffene Rhyolithfelsen erkennen, die unter Kiesresten zum Vorschein gekommen waren. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht klar, ob es sich dabei um einzelne isolierte Gesteinsblöcke handelte, oder ob die Felsen unter dem Kies in Verbindung standen. Erste Freilegungsarbeiten von Hand ergaben, dass es sich wohl um größere Rhyolithpartien handeln müsste. Nach und nach wurde offensichtlich, | Eine der Hauptaufgaben des Landesamtes für Geologie und Bergbau ist die Erstellung von geologischen Karten. Die Kartierung von Blatt Kriegsfeld im Maßstab 1 : 25 000 als Anschluss an das bereits publizierte Blatt Alzey war eines der Projekte. Das Blatt Kriegsfeld hat in etwa die Eckpunkte Eckelsheim - Ebernburg - Gaugrehweiler – Oberwiesen. Im Rahmen der Geländearbeiten stellte die auf Blatt Kriegsfeld liegende Kiesgrube am Steigerberg ein wissenschaftlich wertvolles Fenster in die Erdgeschichte dar, in dem die Küstensedimente in besonderer Weise aufgeschlossen waren. Im Sommer 1997 konnte man infolge des fortgeschrittenen Kiesabbaus an wenigen Stellen einzelne glattgeschliffene Rhyolithfelsen erkennen, die unter Kiesresten zum Vorschein gekommen waren. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht klar, ob es sich dabei um einzelne isolierte Gesteinsblöcke handelte, oder ob die Felsen unter dem Kies in Verbindung standen. Erste Freilegungsarbeiten von Hand ergaben, dass es sich wohl um größere Rhyolithpartien handeln müsste. Nach und nach wurde offensichtlich, | ||
- | ==== Großflächige Freilegung ==== | + | ===== Großflächige Freilegung |
Im Frühjahr 1999 begann eine Gruppe aus etwa 5-10 Personen, die Felsen von Kies-, Sand- und tonigen Sediment-Resten in Handarbeit freizulegen, | Im Frühjahr 1999 begann eine Gruppe aus etwa 5-10 Personen, die Felsen von Kies-, Sand- und tonigen Sediment-Resten in Handarbeit freizulegen, | ||
- | ==== Die Zukunft ==== | + | ===== Die Zukunft |
Wer das Brandungskliff in der Zeit von der Freilegung bis zur Überdeckung erlebt hat, wurde von der Außergewöhnlichkeit und der Besonderheit dieser einmaligen erdgeschichtlichen Stätte erfasst und fasziniert. Wie von den zuständigen Stellen in der Kreisverwaltung bis zuletzt zu erfahren war, scheint derzeit eine Finanzierung zur dauerhaften Präsentation und zum Bau eines Kliffmuseums mit Landes- Bundes- und EU-Mitteln nicht realisierbar. Andererseits ist bis zum heutigen Tag in der Öffentlichkeit eine abwartende Haltung in Bezug auf die Zukunft des Kliffs zu verzeichnen. Zu den unterschiedlichsten Projekten und Interessensgebieten wurden und werden spontan Fördervereine gegründet. Mir ist nicht bekannt, dass bis heute irgend jemand aus der Region auch nur einen Gedanken an die Gründung eines Fördervereins „Brandungskliff“ verschwendet hat. Die Zeit scheint noch nicht reif, das Projekt „Brandungskliff“ umzusetzen. Warten wir im erdgeschichtlichen Sinne noch ein wenig, möglicherweise wird sich das Meer in nicht allzu langer Zeit der Aufgabe widmen, das Kliff erneut in das Interesse der Öffentlichkeit zu bringen. Dann werden eventuell nach etwa 30 Mio. Jahren die Haie erneut im Mainzer Becken zu erleben sein. Nicht etwa wie in einem Sea Life Centre, sondern ganz ohne störende Glasscheiben zwischen Hai und Mensch. | Wer das Brandungskliff in der Zeit von der Freilegung bis zur Überdeckung erlebt hat, wurde von der Außergewöhnlichkeit und der Besonderheit dieser einmaligen erdgeschichtlichen Stätte erfasst und fasziniert. Wie von den zuständigen Stellen in der Kreisverwaltung bis zuletzt zu erfahren war, scheint derzeit eine Finanzierung zur dauerhaften Präsentation und zum Bau eines Kliffmuseums mit Landes- Bundes- und EU-Mitteln nicht realisierbar. Andererseits ist bis zum heutigen Tag in der Öffentlichkeit eine abwartende Haltung in Bezug auf die Zukunft des Kliffs zu verzeichnen. Zu den unterschiedlichsten Projekten und Interessensgebieten wurden und werden spontan Fördervereine gegründet. Mir ist nicht bekannt, dass bis heute irgend jemand aus der Region auch nur einen Gedanken an die Gründung eines Fördervereins „Brandungskliff“ verschwendet hat. Die Zeit scheint noch nicht reif, das Projekt „Brandungskliff“ umzusetzen. Warten wir im erdgeschichtlichen Sinne noch ein wenig, möglicherweise wird sich das Meer in nicht allzu langer Zeit der Aufgabe widmen, das Kliff erneut in das Interesse der Öffentlichkeit zu bringen. Dann werden eventuell nach etwa 30 Mio. Jahren die Haie erneut im Mainzer Becken zu erleben sein. Nicht etwa wie in einem Sea Life Centre, sondern ganz ohne störende Glasscheiben zwischen Hai und Mensch. |